In der Samstagsbeilage der Zeitung DELO vom 9. September 2017 haben wir das Interview mit Matjaž Marovt, dem Direktor der HSE (Holding der slowenischen Elektrizitätswerke) gelesen, in dem er auch die Wasserkraftwerke an der Mur in Österreich erwähnt. Wir möchten das zum Anlass nehmen, die slowenischen Leser ergänzend über die Bemühungen zur Erhaltung der Mur zu informieren, die in Österreich laufen.
Wenn es um Naturschutz in Österreich geht, erinnert man sich gerne an den Widerstand der Zivilbevölkerung im Winter 1983/1984, als Demonstranten die Hainburger Au an der Donau besetzten.
Sie nahmen Schläge und Nasenbeinbrüche der mit Schlagstöcken und Knüppeln bewaffneten Polizisten in Kauf und ermutigten durch ihren anhaltenden Widerstand immer mehr Menschen zum Aktivwerden.
Ihrem Mut und ihrer Ausdauer ist es zu verdanken, dass das Areal heute ein Naturschutzgebiet ist und die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen erhalten blieb.
Vergleiche zu 2017 in Graz: Seit 2008 köchelt der Widerstand dahin. Damals begann sich die Bevölkerung gegen geplante Wasserkraftwerke entlang der Mur auszusprechen.
Etliche Naturschutzorganisationen schlossen sich zusammen, um einen breiten Widerstand formieren zu können.
Den neuralgischen Punkt dabei bildete Graz.
Den Kraftwerksbetreibern war das klar und deshalb bauten sie zunächst alle anderen Kraftwerke und versprachen dafür Graz verschont zu lassen.
Dieses Versprechen hätte man sich verbrieft geben lassen sollen, denn nach heißen Diskussionen und vorzeitigen Neuwahlen in Graz am 05. Februar 2017 begann man am Tag nach der Wahl mit großflächigen Rodungsarbeiten und legte damit den Grundstein unwiederbringlicher Naturzerstörung, der mit 18.9.2017 in die zweite Phase geht bei der tausende Bäume im innerstädtischen Bereich gerodet werden und den Bewohnern von Graz nie mehr Sauerstoff noch Schatten spenden werden.
Für Graz als Feinstaubhochburg und gleichzeitig UNESCO-Weltkurturerbestadt ein Hohn, denn jeder Baumriese hat einen monitären Wert von etwa 6.000 Euro.
Da nützt es gar nichts, dass die Kraftwerksbefürworter (Errichter und Politiker im selben Maße) behaupten, es würden Ausgleichspflanzungen in dreifacher Höhe (also für jeden gerodeten Baum drei neue Bäume) gepflanzt werden.
Das ist reiner „Pflanz“, wie der Österreicher sagen würde.
Nachdem wir wissen, dass an der slowenischen Grenze ebenfalls 6 Kraftwerke gebaut werden sollen, empfehlen wir deshalb den Umweltschutzorganisationen dringend, dass sie ihren Fokus auf jene besonders schützenswerten Standorte legen, bei denen die Argumentationen in Hinblick auf die Erhaltung von unwiederbringlichem Naturerbe von der Bevölkerung gut verstanden und mitgetragen wird.
Wichtig ist es, rechtzeitig die Bevölkerung zu informieren, und dabei auf die Interessen und Sichtweisen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen einzugehen.
Wichtig ist, gezielt Bündnispartner in den verschiedenen Gruppen zu suchen und diesen in transparenter und demokratischer Weise Raum für ihre Sichtweisen und Anliegen zu geben und die verschiedenen Themen und Sichtweisen miteinander zu vernetzen.
Viele Menschen wird z.B. das Thema um die Verschwendung ihrer Steuergelder und Beiträge ansprechen, andere die Schaffung sinnvoller Arbeitsplätze durch (dezentrale Energieversorgung, usw.)
Außerdem sollte man rechtzeitig das Thema über die Staatsgrenzen hinaus bekannt machen und sich mit widerständischer Zivilbevölkerung ähnlich bedrohter Gebiete vernetzen, um über Aktionsimpulse, Ideen und wissenswerte Strategien Bescheid zu wissen.
Karin Rausch,
österreichische Aktivistin gegen umweltschädliche Wasserkraftwerke an der Mur
www.murxkraftwerk.at