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Aubesetzung Hainburg: 19. Dezember 1984 - Tag der Baumrodungen

Submitted by Martin Mair on Wed, 08/30/2017 - 15:51

Via Radio habe ich als 19jähriger von den Baumrodungen in Hainburg erfahren. Ich bin mit meinem analogen Fotoapparat zur Universität geeilt, wo die Busse der ÖH abgefahren sind. Kurz nach Wien hatte die Polizei völlig rechtswidrig die Busse angehalten, zum Umkehren gezwungen und so die im Verfassungsrang stehende Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Das wurde nachträglich vom Verwaltungsgerichtshof erkannt. Ja, schon damals hat der Staat die eigenen Gesetze mit Füßen getreten und sogar mit körperlicher Gewalt die Demonstrationsfreiheit eingeschränkt! Wir ließen uns nicht beirren! Wir, die grossteils Jugendlichen im Bus, setzten den Weg nach Hainburg zu Fuss fort.

So bin ich dann per Pedes marschierend gerade noch zur Fällung des letzten Baumes gekommen. Leider war ich damals noch zu schüchtern, um dann nachher die auf Bäumstämmen sitzenden Polizisten zu fotografieren, denen im Gesicht anzumerken war, wie körperlich und psychisch fertig sie waren. Die Regierung war so skrupellos und kriminell einen Prügeleinsatz gegen die friedlichen DemonstrantInnen anzuordnen und so Menschen zu zwingen, ihren Brüdern und Schwestern Gewalt anzutun! Dieses Bild wird mir nie mehr aus dem Sinn gehen. Es gibt mir Kraft, mich gegen die Gewalt durch Wirtschaft und Staat für die Demokratie und die Menschenrechte zu engagieren.

Was mir im Zusammenhang mit der Szene gegen das Murkraftwerk Graz Puntigam auffällt: Die Bewegung gegen das Donaukraftwerk Hainburg wurde sehr stark auch von Intellektuellen und der ÖH unterstützt. Von Streitereien oder gegenseitigem Behindern war in der Hainburg-Bewegung wenig zu merken (für mich als eher aussen Stehender). Hainburg war in der damals noch halbwegs vielfältigen Öffentlichkeit ein großes Thema. Es hat auch die ganze Bewegung zusammen gehalten, die "Besetzung" der öffentlich zugänglichen Au nicht in Frage gestellt und sich voll mit den von der Polizei mit Gewalt weggeprügelten AubesetzerInnen solidarisiert. Natürlich ist es deutlich besser vor Rodungsarbeiten den Wald zu schützen als nachher zu versuchen, auf ein bereits abgesperrtes Baustellengelände zu einzudringen ...

Martin Mair

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