Freitag, 15. September 2017 11:33
Subject: NS-ZwangsarbeiterInnenlager und Durchgangslager für ungarische Juden in Graz-Liebenau
Sg. Hr. Bundespräsident!
Hier geht es um die Aufarbeitung unsere Geschichte.
Und das fällt sehr wohl in den Aufgabenbereich des Bundespräsidenten.Insofern erbitte ich um Intervention.
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170913_OTS0113/mkoe-fordert-r…
Mfg
Mag. D.
Österreichische
Präsidentschaftskanzlei
Ministerialrat Dr. Markus Langer
Leiter der Abteilung Bürgerkontakte und Veranstaltungen
1010 Wien, Hofburg, Ballhausplatz
Tel. +43-1-53422-311, Fax 43-1-53422-9311
markus.langer@hofburg.at
GZ S120050/864-BS/2017
Wien, am 2. Oktober 2017
Sehr geehrte Frau Mag. a D.!
Auftragsgemäß bestätige ich den Eingang Ihres E-Mails vom 15. September 2017, welches dem Herrn Bundespräsidenten zur Kenntnis gebracht wurde. Da die von Ihnen relevierte Thematik nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, hat die Präsidentschaftskanzlei auftragsgemäß die KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial, Bundesanstalt öffentlichen Rechts, befasst. Die Stellungnahme dazu darf ich nachstehend wiedergeben:
„Als industrielles Zentrum war die Stadt Graz zur NS-Zeit mit einem Netz an Lagern für ausländische Zwangsarbeiter überzogen. Das größte davon war das Lager Graz Liebenau, das Platz für rund 5.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter bot.
Zudem wurden im Zuge der Todesmärsche von der burgenländischen Grenze durch den Gau Steiermark bis in das KZ Mauthausen gegen Kriegsende insgesamt 5.000 bis 6.000 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter durch das Lager Liebenau geschleust.
Mindestens 35 Personen wurden vor Ort erschossen. Wie viele weitere aufgrund von Anstrengung, Hunger und Kälte dort zu Tode kamen, ist unbekannt. Aus den Akten eines britischen Militärprozesses gegen die Verantwortlichen des Lagers im Jahr 1947 ergeben sich Hinweise darauf, dass auf dem Gelände noch weitere Massengräber existieren dürften, die nie exhumiert wurden.
Aktuelle und künftige Umgestaltungen des ehemaligen Lagerareals müssen aus Sicht der KZ-Gedenkstätte Mauthausen auf die belastete Geschichte des Ortes entsprechend Bedacht nehmen. Dies betrifft unserer Auffassung nach insbesondere die Sicherung noch bestehender physischer Überreste des Lagers sowie eine entsprechende Kennzeichnung des Areals unter Bezugnahme auf dessen Geschichte und unter dem Gesichtspunkt der Würdigung der Opfer. Ebenso sollte an sämtlichen Verdachtszonen möglicher Massengräber entsprechende Sondierungen durchgeführt werden, bevor an Baumaßnahmen gedacht wird.“
Ich darf Ihnen empfehlen, sich an die zuständigen Behörden im Bundesland Steiermark und der Landeshauptstadt Graz zu wenden.
Indem ich Ihnen abschließend den Dank des Herrn Bundespräsidenten für Ihr sehr engagiertes Schreiben übersende, bin ich
mit freundlichen Empfehlungen
MinR Dr. Markus Langer m.p.