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Die Arisierung der Porr AG und ihre profitable Mitwirkung im Nationalsozialismus - Erste Rechercheergebnisse

Submitted by Aktive Arbeits… on Sun, 10/15/2017 - 11:41

Beginn einer Recherche, weitere Informationen bitte an konktakt@aktive-arbeitslose.at!

Links im Text: eigene Recherche (auch hier bitte um Vorschläge!)

Nach dem "Anschluß" Österreichs im März 1938 wurde die Allgemeine Baugesellschaft A. Porr AG ebenfalls "arisiert". Die jüdischen Besitzer traten von ihren Ämtern zurück und Herzog Ernst August verfügte wenig später mit 42,7 Prozent über das größte Aktienpaket. Erst Anfang der 90er Jahre sei das Aktienpaket der Welfen für über 100 Millionen Mark verkauft worden. Der Anwalt des Prinzen hat den Erwerb nicht bestritten, allerdings hinzugefügt: Nicht der Staat habe die Vermögenswerte auf Arier übertragen, sondern die jüdischen Besitzer hätten nach Käufern gesucht, um wenigstens ihr Geld zu retten. Zu weiteren Nachfragen verweist die Anwaltskanzlei in Hamburg auf das Londoner Büro des Prinzen. Dort jedoch konnte man am Dienstag nicht einmal eine Frage loswerden. "No comment", unterbrach der Mann am Telefon und legte auf.a

Quelle: Der Prinz, der Schatz und die Nazis (Die Welt, 4.2.1999)

Der Fall des ermordeten Unternehmers Elbogen kam damals ebenso ans Licht wie der Einstieg von Ernst August bei einem österreichischen Baukonzern, der Porr AG, im Jahr 1942: Damals warfen ihm NS-Behörden vor, einen überhöhten „Entjudungsgewinn“ gemacht zu haben, der durch das Reich eingezogen werden müsse. Dazu kam es jedoch nie. Die Welfen gaben einen Teil der Aktien in den fünfziger Jahren an die Vorbesitzer zurück, einen anderen Teil behielt die Familie bis in die neunziger Jahre.

Welfen und NS-Regime: „Dunkle Geheimnisse des Hauses Hannover“ (Hannoversche Allgemeine, 8.8.2014)

Enkel Ernst August Prinz von Hannover, vermählt mit Caroline von Monaco, bereitet die Geschichte des strammen Großvaters bis heute Probleme. Im Zuge der Arisierung hatte der 1942 die Mehrheit am österreichischen Bauunternehmen Porr AG erworben. Die Porr AG baute in Auschwitz für die IG Farben, das Konzentrationslager stellte die Arbeiter. Ab 1944 war die Porr AG im Konzentrationslager Gusen II tätig, mit KZ-Häftlingen wurden Stollen für die unterirdische Rüstungsproduktion errichtet. Wieweit der Herzog davon unterrichtet war, ist offen, die historische Einordnung jedoch eindeutig. Zeitgeschichter Bertrand Perz bezeichnet die Porr AG als „in die gewaltsame Expansion des NS-Staates involviert“.

Quelle: Der Adel und die Nazis, Teil 2: Reich im Reich

Der letzte Herzog von Braunschweig-Lüneburg kaufte von dem jüdischen Wiener Unternehmer Lothar Elbogen 1938 nach Haft und Folter durchs Regime ein Kaliwerk für die Hälfte des Verkehrswertes; außerdem erwarb er [] ähnlich günstig das Bau-Unternehmen Porr AG, beteiligte sich zudem an der Rüstungsfirma FMW in Wels, die Flugzeuge für die Wehrmacht reparierte und kurz vor Kriegsende noch ein Düsenflugzeug mitproduzierte, das als "Wunderwaffe" in Stollen bei Gusen fabriziert wurde, an deren Errichtung wiederum die Porr AG mitverdiente.

Quelle: Wie die Welfen von der Arisierung profitierten (Süddeutsche Zeitung, 18.8.2014)

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zu einem völligen Austausch der Unternehmensleitung und großer Teile der Aktionäre. Aktienpakete der Familie Stern und von Siegfried Pick übernahm das Haus Hannover-Braunschweig, welches in der Folge 43% des Aktienkapitals der Porr AG kontrollierte. Vorstand und Aufsichtsrat wurden nun völlig von den dem NS-Regime nahestehenden Haus Hannover-Braunschweig dominiert. Auf Grund der einsetzenden "Kriegskonjunktur" versechsfachte sich die Zahl der Beschäftigten von März 1938 bis Oktober 1939. Die Porr AG war unter anderem beim Bau der Papierfabrik Lenzing stark involviert. Schon bald nach Kriegsbeginn machte sich jedoch Arbeitskräftemangel bemerkbar. Während die Baukonjunktur in Österreich erlahmte führte das Unternehmen zahlreiche Aufträge aus der mit Hitler-Deutschland verbündeten Slowakei durch. Während des deutschen Vormarsches auf Jugoslawien wurde neben anderen Bauten die Kupfegewinnungsanlage Bor nach deren Zerstörung durch abziehende jugoslawische Truppen wiederaufgebaut. Auch am Bau des "Atlantikwalls" war das Unternehmen beteiligt. Ab 1943 bestand der überwiegende Teil der Beschäftigten aus Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, im April 1944 fast 11.000. Mit Einsetzen des Bombenkriegs in Ostösterreich wurden Material und Gerät nach Westösterreich verlegt. Ein Teilverlagerung des Betriebs nach Straßwalchen fand Anfang 1945 statt.

Quelle: Wikipedia

Porr hat mich damals – Anfang der 90er Jahre – gefragt, ob ich nicht die NS-Zeit ausblenden könnte. Dass ich dazu Nein gesagt habe, darüber war man zehn Jahre später sogar froh“, erzählt Stiefel.

Quelle: Swarovski arbeitet NS-Vergangenheit auf. Interview mit Historiker Dieter Stiefel in Tiroler Tageszeitung, 17.2.2013

ehem. Porr-Vorstandsdirektor DI Josef Url

Geb. 1894 in Mürzzuschlag (Steiermark), Vater Bau- und Zimmermeister, Reifeprüfung an der Landesoberrealschule in Graz, Oberleutnant im Ersten Weltkrieg, zahlr. Auszeichnungen, Teilnahme am Kärntner Abwerhkampf, Dipl.-Ing., zuletzt Direktor u. Vorstandsmitglied der Porr Allgem. Baugesellschaft, gest. 1961. Url betätigte sich nicht politisch, war NSDAP-Parteianwärter und verlor nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig die Prokura seiner Firma, Stammblatt im Archiv der Allemannia, k-H- Marauschek, DI Josef Url, in: Aula, Jg. 11, Sept. 1961, 24.

Quelle: Für Burschenschaft und Vaterland: Festschrift für den Burschenschafter und Studentenhistoriker Prof. (FH) Dr. Peter Kaupp

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